„Hildegard”-Expertin, Brigitte Pregenzer, gibt Impulse für die Fastenzeit.
Dornbirn. „Pflege das Leben, wo du es triffst.” Dieser Grundsatz von Hildegard von Bingen begleitet sie seit Längerem durch den Alltag.Auch sonst hat sie eine Menge der Äbtissin, die im 12. Jahrhundert wirkte, übernommen. „Angefangen hat alles ganz harmlos”, erzählt Brigitte Pregenzer, die ursprünglich aus dem Montafon stammt. Bei einem „Hildegard”-Brotbackkurs vor ungefähr 20 Jahren veränderte sich vieles in ihrem Leben. „Es wurde bewusster”, lächelt sie beim Erzählen und geht näher darauf ein. Jedem Menschen werden Fähigkeiten und Talente in die Wiege gelegt. Diese zu erspüren und auszubauen werden dem innersten Wesen gerecht. Nachdem sie im Montafon aufgewachsen ist, erlernte sie einen Beruf, der zu dieser Region passt. Nämlich Touristik-Kauffrau.
Talente entdecken
Mit den Jahren erspürte sie ihre Talente, die von ihrem Naturell her in eine andere Richtung deuten. Ihr offener Zugang zur Natur – zum Garten – zu Kräutern – eröffnete ihr einen ganz anderen Weg. Und was so harmlos begann, wuchs innerhalb von zwei Jahrzehnten zu beachtlicher Größe. Seither sind neun Bücher von ihr erschienen, die auch auf Polnisch übersetzt wurden. Mit der „Hildegard”-Akademie begründete sie eine Ausbildungsstätte für alle, die diese Lehre erlernen und weitertragen möchten. Zudem leitet Pregenzer Seminarreihen im benachbarten Ausland, die auf der „Hildegard”-Lehre basieren, die sich bis nach Berlin und Dresden erstrecken. „Es ist erstaunlich”, meint sie, „was sich alles wie von selbst zusammengefügt hat.” Auch darauf geht sie mit einer alten Lebensweisheit von Hildegard näher ein: „Wenn die Sache von Gott gewollt ist, wird sie gelingen. Wenn sie nicht von Gott gewollt ist, wird sie zerbrechen.”
Heilkräuter
Seit drei Jahren lebt die Hildegard-Expertin und Buchautorin mitten in der Natur. Oberhalb von Dornbirn – in Kehlegg – steht ihr Haus mit Ausblick. Sie wohnt schön. Und sie weiß es zu schätzen. Ihre Vorliebe für den Garten findet sie direkt vor der Haustüre. Es liegt nahe, dass die Heilkräuter mit „Hildegard-Wurzeln” darin wachsen und gedeihen. Der Herzwein, der nur wenig zur Herstellung benötigt, außer Petersilie und Honig, und natürlich Wein, stärkt den Kreislauf und wie der Name sagt, auch das Herz. Außerdem mache er fröhlich, erklärt Pregenzer, nicht wegen dem Alkohol, der darin enthalten sei, denn der verdunste bei der Zubereitung sowieso zum größten Teil. Nicht nur Hildegard empfahl die Seele fröhlich zu stimmen. Denn als Mystikerin sah sie die Seele als Brücke zwischen dem Körper und dem Göttlichen. Auch die moderne Ernährungswissenschaft weise darauf hin, dass die Pflanzen Botenstoffe enthalten, die auf das Gemüt erhellend wirken. Man wisse heute auch um die Lichtspeicherfähigkeit verschiedener Gewächse. In diesem Zusammenhang erwähnt die Hildegard-Expertin den Kürbis, der in ihrem Garten einen fixen Platz hat. Für sie ist er ein besonders gehaltvolles und vitaminreiches Gemüse. Während seines langen Wachstums hat der Kürbis viel Zeit, Licht und Sonne aufzunehmen und dadurch sei er schmackhaft und bekömmlich, nicht zu vergleichen mit schnellwachsendem Gemüse aus dem Treibhaus.
Ruhe gönnen
Die Hildegard-Beraterin fühlt sich in ihrem neuen Zuhause wohl. Sie lässt den Körper vom Rhythmus der Natur und die Seele von der Spiritualität der „Hildegard”-Musik einschwingen. Oft helfe es, dankbar auf das zu sehen, was bereits vorhanden ist, anstatt immer nach Neuem Ausschau zu halten. Ein natürliches Mittel gegen innere Unruhe – heute nennt man es Stress – empfahl Hildegard mit dem Kauen von Kubeben. „Die Kubebe ist eine Pfefferart. Wenn man die Körner zwischendurch zerkaut, verschwindet der unangenehme Geruch im Mund, der sich durch Stress bilden kann”, erklärt Pregenzer eine einfache, erfrischende Methode. Wenn der Alltag hektisch wird, sollte man trotzdem hin und wieder kurz innehalten und sich kleine Freuden gönnen”, rät sie aus eigener Erfahrung. „Auch Krankheit”, sagt sie, „kann eine Chance sein.” Denn sie zeige auf, was in meinem Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Auf die Seele achten
„Auf die Seele achten”, so heißt ihr jüngst erschienenes Büchlein mit 30 Original-Zitaten von Hildegard von Bingen. Die Illustrationen stammen von ihrer Tochter Sophia. Darauf ist sie stolz, denn sie weiß um ihr Talent zum Zeichnen. In der Achtsamkeit auf sich selbst und seinen Körper könne man viel erspüren, gibt die Autorin mit auf den Weg. Dabei rät sie, nur einen Satz aus dem Büchlein mit in den Tag zu nehmen und bei diesem zu bleiben. „Es muss ja auch nicht unbedingt das Essen sein, das ich in der Fastenzeit reduziere. Vielleicht überdenke ich einmal das Konsumverhalten in Bezug auf Einkaufen, Fernsehen und Internet”, gibt sie einen Tipp auf die vorösterliche Zeit. So, wie Hildegard, weist euch sie auf die Eigenverantwortung des Menschen hin. Und auch die Pflege der Seele spielt für sie eine wesentliche Rolle für ein erfülltes und freudvolles Leben.
Zur Person:
Brigitte Pregenzer
Geb. 30. 9. 1956
Wohnort: Dornbirn Kehlegg 13b
Erlernter Beruf: Touristik-Kauffrau
Ausübender Beruf: „Hildegard”- Beraterin, Buchautorin
Familie: zwei erwachsene Töchter
Hobbys: Berg, Garten, Musik
Lebensmotto: „Pflege das Leben”
Kontakt/Weitere Infos:
E-Mail: brigitte@pregenzer.info
Homepage: www.pregenzer.info
„Achte auf deine Seele”, erschienen im Tyrolia-Verlag, ist im Buchhandel erhältlich.
Vorträge zum Innehalten von Brigitte Pregenzer:
DO., 3. April, 19 Uhr, Feldkirch, Diözesanhaus
MI., 30. April, 19 Uhr, Lauterach, St.-Josefs-Kloster
Zubereitung von Herzwein
1 Liter Rot- oder Weißwein, 10 Stängel Petersilie, 2 EL Weinessig (lässt man 20 Minuten in einem Topf mit geschlossenem Deckel sprudelnd kochen), eine halbe Stunde ziehen lassen, abseihen, 3 EL Bienenhonig dazugeben und nochmals kurz aufkochen lassen.